Original Artikelbeschreibung
aus "Nürnberger Fototrichter" von 1957

Karat IV

"Den Damen zuliebe beginnen wir mit dem formschönen Äußeren. Die Karat IV schmeichelt in dieser Beziehung all den Photofreunden , die sich gerne eine Kamera mit moderner, "fließender" Linienführung wünschen. Alle Blankteile sind verchromt, das dunkel-vornehme Gehäuse ist mit kratzfestem, witterungsbeständigem Überzug versehen.
Dem farbfilmfreudigen Fachmann zuliebe hat diese Kamera ein lichtstarkes, farbtüchtiges vergütetes Objektiv. Gleich zwei Ausführungen gibt es davon. Einmal die Karat IV mit dem vierlinsigen Agfa-Objektiv Solinar 2,8/50 mm. Und dann das gleiche Modell mit dem ultralichtstarken (6linsigen!) Solagon 1:2/50mm. Damit können Sie sogar in Museen und Innenräumen ohne Blitzlicht fotografieren.

Nicht nur dem Neuling zuliebe bekam schließlich die Karat IV eine "narrensichere" Bedienung. Automatisch wird eingestellt, dann wird der am denkbar günstigen Punkt der Kamerastirnseite liegende Auslöseknopf betätigt, und erschütterungsfrei läßt sich der vollsynchronisierte Prontor-SVS- Verschluss (1-1/300 sec!) auslösen, um das von Ihnen anvisierte Motiv gestochen scharf auf den Film zu bannen. Denn der Bildqualität zuliebe hat die Agfa Karat IV einen gekuppelten Entfernungsmesser, der gleichzeitig unserer Bequemlichkeit und der absoluten Sicherheit dient.

Der Schnelligkeit zuliebe finden Sie noch den eingebauten Schnellaufzug, der für Sie das Fotografieren zum vergnüglichen Spiel werden läßt. Ein einziger Hebelschwung genügt und in Sekundenschnelle haben Sie den Film nach jeder Aufnahme um eine Bildlänge weitertransportiert, das Bildzählwerk bedient und den Verschluss gespannt. Das macht richtig Spaß und bedarf nur eines Augenblicks.
So können Sie -wenn Sie wollen- jede Sekunde eine Aufnahme machen.

Betrachten Sie nun all diese Vorzüge, dann merken Sie gleich, was Ihnen hier als Sonderangebot zu einem sagenhaft niedrigen Preis angeboten wird. Vor allem aber dem Geldbeutel wird es gut tun, wenn er erfährt, das Sie die an aller Welt begehrte Agfa Karat IV jetzt schon für wirklich nur 168 Mark bekommen.
Und das Modell mit ultrastarkem Objektiv Solagon 1:2 kostet lediglich 30 Mark mehr, also 198 Mark".

Weitere Infos:

Die oben abgebildete Kamera (Typ 2054/335) wurde im Sommer 1955 gebaut.
Sie ist ein Exportmodell, erkennbar an der feet-Skala.

Die Karat IV (Typ 2053/4/8/) wurde im Zeitraum von 1954 bis 1956 ca. 47.000 mal produziert.
Sage und schreibe 40.000 Stück davon waren für den Export bestimmt und gingen somit ins Ausland.

Die Karat IV war das letzte Modell der Agfa Karat Reihe.
Sie erhielt eine neue Gehäusekappe und war somit, was das damalige Design angeht, up to date.
Die Filmmerkscheibe war nun wieder in den Filmrückspulknopf eingebaut.

Ein links am Objektiv angebrachter Synchro-Hebel, der in die Stellungen "X", "M" und "V" umlegbar war, machte die Verwendung der verschiedensten Vaku-Blitztypen auch mit kürzester Belichtungszeit möglich. Mit der Einstellung "V" wurde der Vorlauf (Selbstauslöser) aktiviert.

Der Mischbildentfernungsmesser wurde ebenfalls überarbeitet. Er war nun nicht mehr ein "einfacher" Schnittbildindikator. Schaut man durch den Sucher, so erkennt man ein Gesamtbild in heller Färbung und einen runden, lichtblau gefärbten Ausschnitt in der Mitte. Das erleichterte das Scharfstellen bei ungünstigen Lichtverhältnissen.

Einen Schritt zurück ging Agfa aber bei dem verwendeten Verschluss.
Wahrscheinlich aus Kostengründen wurde die Karat IV mit dem Prontor-SVS-Verschluss ausgestattet. Er ließ lediglich eine Verschlusszeit von 1/300 Sek zu.

Wie auch schon bei der Karat 36 wurden nicht mehr die Karat Filmpatronen benötigt. Abgelichtet wurde auf handelsüblichen Kleinbildfilmen 24x36mm in Standard Kleinbild Patronen, so wie sie heute noch verwendet werden.

Die original Bedienungsanleitung zur Agfa Karat IV finden Sie hier.

Eine Übersicht der verschiedenen Modelle in Tabellenform finden Sie hier.